Ich bin seit September in Reggio di Calabria und mittlerweile sind schon zwei Monate vergangen, die Zeit geht sehr schnell um. In den letzten Wochen habe sehr viel gelernt und viele schöne Momente erlebt. Es ist trotzdem nicht immer leicht, doch ich habe viele liebe Menschen um mich herum die immer an meiner Seite sind und mich unterstützen.
Meine Gastfamilie:
Meine Gastfamilie besteht aus meiner Schwester Maria, der Mutter Francesca, dem Vater Demetrio und Nicola, der Bruder. Ich lebe aber nur mit Maria und Bebbo (so nenne ich meinen Gastvater) zusammen, denn Nicola ist schon erwachsen und nur manchmal mit seiner Freundin Anastasia hier. Francesca ist leider in der zweiten Woche, nach Mailand gezogen, um dort zu arbeiten.
In den ersten Wochen hatte ich ein paar Bedenken und war etwas hilflos, denn ich habe die Situation mit meiner Gastmutter nicht verstanden. Ich wusste nicht, dass sie gehen wird (sie wurde spontan versetzt) und das habe ich wegen der Sprachbarriere missverstanden. Zudem hatte ich mit meinem Gastvater ein eher steifes Verhältnis und habe so gut wie nie mit ihm gesprochen, aber es wurde und wird mit meinen Italienisch Kenntnissen besser und ich fühle mich jetzt wohler. Außerdem wusste ich am Anfang nicht wie ich mich um Maria verhalten soll, da ich in Deutschland mit zwei Brüdern aufgewachsen bin, das Problem hat sich aber auch schnell erledigt. Jetzt kann ich sagen, dass ich mich gut eingelebt habe.
Maria ist nur eineinhalb Jahre älter als ich, weshalb wir uns auch so gut verstehen. Wir unternehmen viel miteinander und wenn sie sich mit ihren Freunden trifft, fragt sie mich immer, ob ich mit ihnen kommen will.
Die anderen Familienmitglieder sind alle zu Fuß erreichbar. Wir leben in einem Haus mit drei Wohnungen, unter unserer Wohnung leben Onkel, seine Frau und deren Tochter; unter ihnen lebt Nonno Umberto, der jeden Mittag mit uns isst. Dann gibt es noch zwei Tanten (Anna und Carmen), zwei Cousins (Viola, 7 und Natale, 10) und die Nonna Maria. Mindestens einmal die Woche essen wir alle zusammen bei der Nonna zu Hause.
Die ganze Familie ist sehr herzlich und chaotisch, ich fühle mich sehr wohl bei ihnen und bin froh, dass ich in dieser Familie gelandet bin. Außerdem kann niemand von ihnen Englisch sprechen, weshalb ich in kurzer Zeit viel Italienisch gelernt habe (ich verstehe sehr viel, aber das Sprechen fällt mir schwer). Sie sorgen sich um mich und machen vieles damit ich mich gut bei ihnen fühle.
Die Schule:
Ich bin ehrlich: Ich vermisse meine Schule in Deutschland, das Schulsystem hier gefällt mir nicht. Hier haben wir keine Pausen zwischen den Unterrichtsstunden, wir sind den ganzen Tag im selben Klassenzimmer. Zudem gehen die Schüler hier samstags in die Schule, was eine riesige Umstellung für mich war und die Anfangszeit sehr kräftezerrend war. In den Schulen findet Frontalunterricht statt, d.h. der Lehrer redet non-stop und die Schüler müssen mitschreiben und zuhause ihre Arbeit erledigen. Was für mich komplett neu war, ist das Notensystem hier. Die Noten gehen nämlich von 10-1 (10 ist gut, 1 ist sehr schlecht). Da die Schule sehr anstrengend für mich ist, schlafe ich im Unterricht, wenn ich keine Aufgaben zu erledigen habe.
Von meinen Klassenkameraden wurde ich großartig aufgenommen, wir verstehen uns sehr gut. Sie sind hilfsbereit und unterstützen mich bei allem und bieten mir immer ihre Hilfe an.
An zwei Tagen in der Woche habe ich nach der Schule Italienischunterricht, es kommen immer zwei andere Gastschülerinnen dazu. Die ersten Stunden waren sehr anstrengend und langweilig, denn ich konnte mich nicht verständigen, da die Lehrerin nur Italienisch und Spanisch spricht. Jetzt kann ich mitarbeiten und muss mir nicht alles mit dem Handy übersetzten. Der Unterricht ist gut denn wenn eine von uns Schülerinnen etwas nicht versteht, helfen wir uns gegenseitig und immer, wenn wir eine Pause machen, bringt uns die Lehrerin Snacks und etwas zu trinken.
Meine Freunde:
Meine Freunde sind hauptsächlich meine Klassenkameraden und ein paar andere Gastschüler. Zu Beginn habe ich nur englisch mit meinen Freunden gesprochen. Ich habe sie gebeten mit mir auf italienisch zu sprechen, was zuerst nicht funktioniert hat und etwas frustrierend war. Sie haben gedacht, dass sie mir einen Gefallen tun, wenn sie mit mir auf Englisch sprechen. Sie haben sogar auf Englisch geantwortet, wenn ich es auf Italienisch versucht habe. Doch jetzt muss ich nichts mehr dazu sagen, weil sie sich gegenseitig daran erinnern.
Besonders gut verstehe ich mich mit einer anderen Gastschülerin, wir treffen und sehen uns oft, denn es tut gut mit einer Person zu reden, die dieselbe Erfahrung macht wie ich.
Wir unternehmen viel zusammen, wir gehen in die Stadt, auf Partys und schauen uns andere Städte an oder telefonieren, wenn wir uns nicht treffen können.